
Das Observatorium wurde 1957 durch das damalige Institut für theoretische Geophysik der Bergakademie Freiberg gegründet. Es entstand im Rahmen des Internationalen Geophysikalischen Jahres, auf dessen Initiative mit der Einrichtung eines weltweiten Netzes seismischer Stationen ein Großprojekt zur globalen Erforschung des Erdkörpers in Angriff genommen wurde.
Nach ersten Versuchsmessungen für Gezeitenuntersuchungen wurde bereits im Mai 1960 eine erste Proberegistrierung durchgeführt. Dies war ein Glücksumstand, denn wenige Tage später konnte somit das stärkste, jemals von Seismografen registrierte Erdbeben aufgezeichnet werden, welches sich am 22. Mai vor der Küste Chiles mit einer Magnitude von 9,5 ereignete.
Die kontinuierliche seismische Registrierung wurde dann erst später, am 24. Oktober 1966 aufgenommen. Zu diesem Zeitpunkt wurde das Observatorium mit einem Dreikomponentensatz an kurz- und langperiodischen Seismometern ausgestattet, womit es unter dem Code „BRG“ in das weltweite Netz standardisierter seismischer Stationen integriert werden konnte. Unter dieser Voraussetzung konnten dem kurz zuvor gegründeten Internationalen Seismologischen Zentrum (ISC) bereits von Beginn an, d.h. seit nunmehr 50 Jahren, durch eine am Observatorium konsistent durchgeführte Auswertung qualitativ hochwertige Daten zur Verfügung gestellt werden, die insbesondere für seismologische Langzeituntersuchungen sehr wichtig sind. Damit etablierte sich das Observatorium zu einer Basisstation des globalen seismischen Stationsnetzes.
1993 wurde das Observatorium mit digitaler Registrier- und Kommunikationstechnik ausgerüstet und in das globale digitale Seismometernetz (GDSN) integriert. Als Online-Station wird das Observatorium somit gleichzeitig für nationale und internationale seismologische Monitoringprojekte wie die Überwachung des lokalen bzw. regionalen Erdbebengeschehens bis hin zur Kontrolle des Teststoppabkommens über nukleare Explosionen genutzt.
Aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums weilte der Observatoriumsleiter Reinhard Mittag am Internationalen Seismologischen Zentrum in Thatcham, Großbritannien. Der Besuch diente gleichzeitig dazu, Probleme des gemeinsamen Datenaustausches zu diskutieren.
Da das Observatorium zu den wenigen seismischen Stationen weltweit gehört, welche das ISC mit selbstinterpretierten Daten direkt beliefern, wurde dem Observatorium ein Agency-Status unter der Bezeichnung „TU Bergakademie Freiberg“ zugeordnet. Mit dieser Vereinbarung werden gleichzeitig die guten Beziehungen, die zwischen dem Internationalem Seismologischen Zentrum und der Bergakademie Freiberg seit Gründung des Observatoriums bestehen, dokumentiert.