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Erste Doppelpromotion mit Universität in Chile

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Gruppe mit Videoübertragung

Der chilenische Wissenschaftler hat einen Weg gefunden, Arsengift mit Hilfe von Bakterien aus Flüssigkeiten herauszulösen. Dies kann eine wichtige Rolle bei arsenkontaminierten Flächen spielen, die so auf biologische Weise saniert werden können.  

Es gelang Gerardo Retamal-Morales, aus Wässern der Wismut GmbH Bakterien zu isolieren, die hohe Konzentration an Arsen vertragen. An diesen Bakterien sowie an einem Stamm, der vorher schon von der arsenkontaminierten Rauchblöße bei Muldenhütten isoliert worden war, konnte er zeigen, dass die Arsen tolerierenden Mikroorganismen chemische Verbindungen ausscheiden, die das Arsen offenbar außerhalb der Zelle binden.

Zum Nachweis dieser Verbindungen entwickelte er einen Test, der mit einer Farbänderung anzeigt, wenn in einer Flüssigkeit Arsen bindende Verbindungen vorhanden sind. Gerardo Retamal-Morales isolierte die Verbindung und konnte zeigen, dass es sich um „Heterobactin B“ handelt. Das ist ein sogenanntes Siderophor, also eine Verbindung, die eigentlich dazu da ist, den Bakterien die Aufnahme von Eisen zu ermöglichen. Anscheinend kann diese Verbindung auch „missbraucht“ werden, um Arsen von der Zelle fernzuhalten und unschädlich zu machen. Er analysierte das Genom eines Stammes, der besonders viel Arsen bindende Verbindung ausscheidet, und untersuchte die Bedingungen, unter denen die Gene für die Herstellung der Arsen bindenden Verbindung gebildet werden. Außer der Tatsache, dass die Verbindung Bakterien eventuell einen Schutz vor Arsen bietet, beeinflusst diese Art von Verbindungen auch die Mobilität des Arsens in der Umwelt, wie zum Beispiel die Löslichkeit in Wasser oder die Aufnahme in Pflanzen.

Die Dissertation von Gerardo Retamal-Morales war von Anfang an auf eine deutsch-chilenische Kooperation ausgerichtet, zumal in beiden Ländern  und in Deutschland – speziell in Freiberg und im Erzgebirge – Arsen ein Problem darstellt. So war die chilenische Betreuerin, Prof. Gloria Levicán, froh, Proben und Stämme aus Deutschland zu erhalten. „Die Arbeit von Gerardo Retamal-Morales zeigt, dass sich das Labor in Santiago und unser Labor in den Erfahrungen und der Ausstattung sehr gut ergänzen.“ freut sich Prof. Michael Schlömann. „Zudem haben bisher alle Gäste aus Chile gut und viel gearbeitet und sich sehr gut in die Arbeitsgruppe eingefügt.“

Die Möglichkeit der Doppelpromotion bietet den Doktoranden die Möglichkeit, über längere Zeit das Wissenschaftssystem des anderen Landes und natürlich auch die Sprache und Kultur des Gastlandes kennenzulernen. „Für die TU Bergakademie spielt Chile bei der Internationalisierung der Doktorandenförderung eine besondere Rolle, u.a. weil hier in mehreren Instituten schon intensive Kooperationen bestehen“, sagt Dr. Kristina Wopat, Leiterin der Graduierten- und Forschungsakademie (GraFA). Die besondere Rolle Chiles ergibt zum einen aus der Geologie des Landes und den daraus resultierenden Aktivitäten in Bergbau und Metallurgie, die für viele Fachgebiete an der TU Bergakademie Ansatzpunkte für Zusammenarbeit bieten. Sie ergibt sich aber auch aus dem inzwischen hohen Niveau einiger chilenischer Universitäten sowie aus der Infrastruktur und Sicherheit im Land, die es ermöglichen, den Austausch auch in der Gegenrichtung durchzuführen.

Nachdem ein Vertrag mit der Universidad de Santiago de Chile zur allgemeinen Zusammenarbeit im November 2016 bei einem Besuch von Rektor Prof. Klaus-Dieter Barbknecht in Santiago erneuert worden war, wurde der Vertrag zur Doppelpromotion anlässlich der Eröffnung des Chile-Hauses in Freiberg im Oktober 2017 unterzeichnet. Im Chile-Haus, das der Universität von der Stifterin Frau Dr. h.c. Erika Krüger speziell für die Förderung des Austausches mit chilenischen Einrichtungen zur Verfügung gestellt wurde, war Gerardo Retamal-Morales einer der ersten Bewohner.


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