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85 Jahre Rosin-Rammler-Sperling-Bennet-Häufigkeitsverteilung

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Drei Männer

Vor 85 Jahren wurde von einer Gruppe von Wissenschaftler eine grundlegende statistische Verteilung für Partikelkollektive entwickelt, die wichtig für die Wärmetechnik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war: die Rosin-Rammler-Sperling-Bennett-Verteilung, die die Namen der vier beteiligten Forscher trägt. Die RRSB-Verteilung spielt bis heute eine bedeutende Rolle in der mechanischen Verfahrenstechnik, wenn sie auch seit den 1950er Jahren international vorwiegend unter der Bezeichnung Weibull-Verteilung bekannt ist, die auf einen schwedischen Wissenschaftler zurückgeht.

Vor allem Erich Rammler ist in Freiberg ein Begriff, als bedeutendster deutscher Wissenschaftler der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts für die stoffliche Nutzung der Braunkohle.  Seine Wirkungsstätte Leipziger Straße 28, ein zentrales Gebäude auf dem Campus, ist nach ihm benannt. Doch auch die Erinnerung an den von 1914 bis 1932 an der Bergakademie tätigen Wissenschaftlers Paul Otto Rosin wird lebendig gehalten, wie an der 2013 eingeweihten Gedenktafel am Hauptportal des eben erwähnten Rammler-Baus sichtbar wird.

Zuhörer1914 an der Bergakademie Freiberg zum Diplom-Ingenieur für Hüttenkunde ernannt, nimmt Paul Otto Rosin als einer der zahlreichen bedeutenden Absolventen und als großer deutscher Wissenschaftler einen wichtigen Platz in der Geschichte der Bergakademie ein. Er war ein bedeutender Forscher im Bereich der pneumatischen Trocknung, der Kohlefeuerung und der thermochemischen Prozesstechnik. Als sich in den 1920er Jahren Kohlenstaub als kostengünstiger Energieträger durchsetzte, beschäftigte sich Rosin damit, wie man einen knappen Rohstoff wie Kohle energetisch effizient und schadstoffarm nutzen könne.

Paul Otto Rosin hatte sich bereits früh durch seine Verbindung zum Institute of Fuel in London seit 1932 einen internationalen Ruf erworben. Nach seiner Vertreibung aus Deutschland wirkte er am Imperial College und am Institute of Fuel. Seine Leistungen sind auch heute noch in Lehre und Forschung aktuell. Er gilt nicht nur als ein Wegbereiter der modernen Kohlenstaubfeuerung, als Begründer der wichtigsten statistischen Partikelverteilung, sondern für die gemeinsam mit dem Chemiker Hermann Fehling entwickelten It-Diagramm der Verbrennungsrechnung. RRSB-Verteilung und Rosin-Fehling It-Diagramm der Verbrennungsrechnung gehören heute noch zum Lehrstoff an Universitäten.

Männer am MikrofonDie Wissenschaftler Rammler und Rosin hatten eine enge persönliche Bindung. Rammler war Mitarbeiter in Rosins 1927 gegründetem Laboratorium für Brennstofftechnik und industrielle Wärmewirtschaft in Dresden, beide unternahmen auch gemeinsame Reisen. Der aus einer jüdischen Familie stammende Rosin verkaufte 1936 im Zuge der politischen Entwicklung in Deutschland sein Privatinstitut an Rammler und emigrierte im gleichen Jahr nach London. Die Emigration nach London konnte Rosin glücklicherweise als Chance nutzen, international wissenschaftlich und unternehmerisch tätig zu werden.

Sebastian Nicholas Rosin setzte das Lebenswerk seines Vaters als Unternehmer und kreativer Ingenieur in der Wirtschaft fort. Er verhalf der Flugstromtrocknung im angelsächsischen Raum am Markt zum Durchbruch. Die von ihm gegründete Firma verkaufte er an die GEA, heute Barr Rosin GEA. 1980 gründete er die Atritor Limited. Die Firma ist führend bei innovativen industriellen Anwendungen der sogenannten Mahltrockung (kombinierte Trocknung und Zerkleinerung). Er stellte deren Besonderheiten mit seinem Verkaufsdirektor, Andrew Rigg, vor.

Übergabe von Dokumenten„Die Pionierleistung, die in der heute zu würdigenden Rosin-Rammler-Sperling-Bennet-Häufigkeitsverteilung steckt, sollte uns Verpflichtung und Herausforderung zugleich sein“, betonte Prof. Dr. Klaus-Dieter Barbknecht, Rektor der TU Bergakademie Freiberg. „Die Anforderungen haben sich gewandelt, sind komplexer geworden. Wir stehen heute am Anfang des Übergangs von der linearen Wirtschaft zur Kreislaufwirtschaft, der wohl dringendsten Herausforderung dieses Jahrhunderts. Damit er gelingt, brauchen wir an unserer Ressourcenuniversität in den zentralen Feldern der Forschung mindestens ebenso großen Ingenieurgeist und Erfindungsreichtum wie ihn damals Paul Rosin, später sein Sohn Sebastian Rosin, besessen haben.“


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