
Peru zählt zu einem der rohstoffreichsten Länder, in denen noch aktiv Bergbau betrieben wird. Für die Europäische Union ist Peru ein wichtiger Rohstofflieferant für die Industriemetalle Kupfer, Zink und Blei, aber auch für Indium als eines der wichtigsten Halbleitermetalle.
Hintergrund ist das Projekt GATEWAY II, das von der Graduierten- und Forschungsakademie (GraFa) im Rahmen des EIT RawMaterials gemeinsam mit 14 europäischen Partnern entwickelt wurde. Die Freiberger Ausgründer Christina Thölke, Martin Reiber und Dr. Peter Fröhlich bekamen die Chance, ihre am Institut für Technische Chemie der Technischen Universität Bergakademie Freiberg entwickelten Technologien einem internationalen Publikum in Lima/Peru zu präsentieren.
Zum Aufbau einer langfristigen Kooperation wurde ein Workshop an der San Marcos Universität veranstaltet, an dem neben peruanischen Forschern und Studenten auch zahlreiche Bergbauunternehmen teilnahmen. Im Mittelpunkt standen dabei die beiden Start-ups der TU Bergakademie Freiberg PARFORCE und Rohstoffrecycling und Metallveredlung Freiberg (RMF) sowie weitere europäische Start-ups. Ein besonderes Anliegen war es dabei, Industrie und junge Menschen in Peru zu motivieren, in ihrem Land solche Entwicklungen gemeinsam mit europäischen Partnern umsetzen. Darüber hinaus wurde gezeigt, wie innovative Ideen und Forschungsergebnisse erfolgreich vom Labormaßstab bis in die wirtschaftliche Produktion umgesetzt werden können.
Ein Einsatzbereich der PARFOCE-Technologie ist die Entfernung von Phosphat aus Abwasser und Klärschlamm. Daher fand ein Treffen beim zentralen Wasserversorger und Abwasserentsorger für die Zehn-Millionen-Einwohner-Stadt Lima statt. Hier zeigte sich, dass Peru modernen Technologien zur Abwasserbehandlung, Schwermetallentfernung sowie zum Phosphorrecycling und der energetischen Nutzung von Klärschlämmen gegenüber aufgeschlossen ist.
Darüber hinaus besichtigten die Freiberger Wissenschaftler die größte Zinkhütte Perus. Vor allem die Produktion von Indium, das als Nebenbestandteil bei der Zinkaufbereitung anfällt, war von hohem Interesse. Da Indium eines der Hauptprodukte des Freiberger RMF-Verfahrens ist, war die Aufbereitung des Zinkerzes ein bedeutsames Gesprächsthema. Daher wurden neue Verfahren zur Gewinnung von Indium diskutiert und ein gemeinsames Projekt geplant.
Zudem wurde ein Gespräch mit dem peruanischen Bergbauministerium in Lima arrangiert. Hier wurden die aktuellen Entwicklungen im Bergbau und in der Rohstoffgewinnung behandelt. Besonderes Interesse galt den Themen Bergbaufolgelandschaften, Rekultivierung, Standards für Bergbaubewilligungen und Technologietransfer. Die Besuche beim Bergbauministerium als auch bei den Firmen konnten dank der tatkräftigen Unterstützung durch die Deutsch-Peruanische Industrie- und Handelskammer stattfinden.
Zum Abschluss der Reise erfolgte ein Besuch bei der Pontificia Universidad Católica del Peru (PUCP). Diese größte private Universität in Peru ist auf internationaler Ebene in zahlreichen Forschungsprojekten vertreten und hat auch seit Anfang 2018 mit der TU Bergakademie Freiberg ein Memorandum of Understanding zur Kooperation sowie ein Abkommen zum Studierenden- und Promovierendenaustausch im Bereich der Geowissenschaften unterzeichnet.
Weitere Informationen: https://eitrawmaterials.eu/project/gateway