
In insgesamt 18 Kolloquien stellen Forschende der TU Bergakademie Freiberg und weiterer Forschungseinrichtungen beim jährlich stattfindenden Freiberger Universitätsforum neue Erkenntnisse aus Forschung und Entwicklung vor.
Der sächsische Staatsminister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, Wolfram Günther verdeutlichte die Bedeutung der diskutierten Themen in einer virtuellen Begrüßung der rund 400 Teilnehmenden der Konferenz: „Bis 2045 möchte Sachsen mit dem Energie- und Klimaprogramm Klimaneutralität erreichen. Dabei sind die nachhaltige Nutzung von Ressourcen, der Ausbau erneuerbarer Energien und Maßnahmen für den Klimaschutz längst zu einer Standortfrage für die Ansiedlung neuer Unternehmen geworden. Besonders bei der Dekarbonisierung der Industrie kommt Hochschulen und Forschungseinrichtungen mit ihrem Wissen um Prozesse und Technologien eine wichtige Rolle für die Sicherung einer nachhaltigen Zukunft zu.“
„Welche Technologien geeignet sind, um ressourceneffizientes und nachhaltiges Wirtschaften zu ermöglichen und damit eine gesunde Umwelt als Lebensgrundlage auf der Erde zu erhalten, zeigen die Beiträge der Freiberger Forschenden anhand beispielhafter Sektoren“, ergänzt Prof. Dr. Jörg Matschullat, Prorektor für Forschung der TU Bergakademie Freiberg. Besonders in Sachsen hat sich die traditionsreiche Konferenz BHT – Freiberger Universitätsforum bis zu ihrer aktuell 72ten Ausgabe einen hohen Bekanntheitsgrad erarbeitet. Auch internationale Vortragende und Teilnehmende beteiligen sich zwischen dem 9. und 11. Juni an den virtuellen Diskussionen.
Gut gewickelt – elektrische Antriebe im Fokus
Elektromotoren für E-Fahrzeuge oder auch Wärmepumpen wird eine bedeutende Rolle für die Energiewende zugesprochen, denn Elektrifizierung kann zur Dekarbonisierung ganzer Sektoren beitragen. Wie elektrische Antriebe effizient ausgelegt und betrieben werden können oder welche innovativen Werkstoffe dabei zum Einsatz kommen, zeigt das von der Freiberger Elektrotechnik-Professorin Jana Kertzscher geleitete Kolloquium.
Bergbau und Wasser im Zusammenhang
Wasser wird einerseits für den Bergbau genutzt und fällt andererseits im aktiven Berg- und Tagebau an und muss gehoben beziehungsweise gesenkt werden, wie es beispielsweise vor 150 Jahren in der Lausitz der Fall war. Nach Einstellung des Bergbaus kommt dem Wasser eine große Bedeutung zu, die in zwei Fachkolloquien, organisiert vom Freiberger Hydrogeologen Prof. Traugott Scheytt, beleuchtet wird. Die Forschenden stellen die neuesten Untersuchungen vor und zeigen Aufgaben für die Gegenwart und die nachhaltige Sicherung der Zukunft.
Nachhaltige Metallproduktion & grüner Stahl
Beim von Prof. Olena Volkova geleiteten Freiberger Stahltag erfahren Teilnehmende, wie erneuerbare Energien und grüner Wasserstoff in die Stahlerzeugung eingekoppelt werden können oder welche zentrale Rolle Recyclingprozesse für die nachhaltige Stahlproduktion spielen. Darüber hinaus werden in weiteren Kolloquien nachhaltige und elektrifizierte Prozesse in der Nichteisen-Metallurgie sowie neue Ansätze der Biohydrometallurgie zur Gewinnung von Metallen vorgestellt. Speziell mit dem Thema Rotschlamm, einem Abfallprodukt aus der Gewinnung von Aluminiumoxid, befassen sich die Vortragenden, die der Einladung des Freiberger Chemikers Prof. Martin Bertau folgten.
Wie mechanische Lösungen zum Recycling von Lithiumionen-Akkus beitragen können zeigen die Forschenden in einem aktuellen technologischen Überblick – vom Auseinanderbauen über das Schreddern und das Sortieren. Mit nachhaltigem Schmelzen in Gießerei-Prozessen beschäftigt sich ein weiterer virtueller Beitrag.
Weltweite Forschungskooperationen im Fokus zweier Kolloquien
Die besondere Verbindung der TU Bergakademie Freiberg mit der japanischen Universität Akita zeigt die Karriere des Freiberger Metallurgen Curt Adolph Netto, die vor 150 Jahren begann und ihn bis nach Japan führte. Vorträge von Mayuko Fukuyama, Stefanie Nagel und Ingrid Lange sowie den beiden Universitätsrektoren Noboru Yoshimura und Klaus-Dieter Barbknecht beleuchteten die Rolle von Curt Adolph Netto für Universität und Gesellschaft.
Die Professorinnen und Professoren Olena Volkova, Satoru Yoshimura, Yvonne Joseph, Hidenobu Tokushige, Thomas Bier, Michihisa Fukumoto und Hartmut Krause präsentierten spannende Beispiele aus der technologischen Spitzenforschung für eine grüne Zukunft. Signifikante Energieeinsparungen in der Stahlindustrie, bei Beton- und Zementproduktion, Sensoren und Computerspeichern zeigten eindrucksvoll Potenziale und motivierten sicher nicht nur die teilnehmenden Wissenschaftler, sondern auch die vielen engagierten Studenten. Professor Yasushi Watanabe und Laura Swinkels vermittelten neueste Erkenntnisse über die Entstehung von wertstoffhaltigen Mineralen – und ganz neues Wissen zum Beispiel über die Anreicherung von Sekundärelementen in Mineralphasen für dringend benötigte High-Tech-Anwendungen.
Beim Freiberg – St. Petersburger Kolloquium junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stehen Fragestellungen entlang der Rohstoff-Wertschöpfungskette, beginnend mit naturwissenschaftlichen Fragen der Lagerstättenerkundung und -bewertung, über technische Fragen der Gewinnung, Aufbereitung und Weiterverarbeitung bis zu Fragen der wirtschaftlichen und Umweltbewertung von Prozessen in der Montanindustrie im Fokus.
Hintergrund: Freiberger Universitätsforum BHT
Das Freiberger Universitätsforum BHT geht auf eine Initiative von Studierenden zurück, die im Jahr 1949 eine fachübergreifende Informationsveranstaltung an ihrer Universität organisierten. Aus dieser Idee heraus entwickelte sich zunächst der „Berg- und Hüttenmännische Tag (BHT)“ zu einer jährlichen Forschungskonferenz, die Ergebnisse aus den Bereichen Geowissenschaften, Geotechnik, Bergbau und Metallurgie vorstellte. In den vergangenen Jahren zeigt das Freiberger Universitätsforum zusätzlich weitere Bereiche des Forschungsspektrums der TU Freiberg. Im 72. Jahr ihres Bestehens widmet sich die virtuelle Konferenz 2021 dem Thema Technologien für den Klimaschutz.