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Auch Humboldt schrieb ihm – Herausgabe von über 700 Briefen an Freiberger Professor Werner

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Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt das Projekt der TU Bergakademie Freiberg mit fast einer Viertelmillion Euro in den kommenden drei Jahren. Federführend ist das Institut für Industriearchäologie, Wissenschaft- und Technikgeschichte (IWTG) in Zusammenarbeit  mit dem Institut für Mineralogie und der Universitätsbibliothek, in deren Besitz sich der Bestand befindet. Die weit über 700 Briefe erhielt Werner in den Jahrzehnten seiner Lehrtätigkeit an der Bergakademie seit 1775 bis zu seinem Tode 1817. Sein Ruf als Wissenschaftler beruhte insbesondere auf seinen Vorlesungen zur Geologie und Mineralogie - Wissensgebiete, für die Werner neue Forschungsansätze und wissenschaftliche Methoden erschloss, die stets von der Autopsie der Materie und ihrer erkenntnisgewinnenden Beschreibung bestimmt wurden. Ob offiziell an der Akademie immatrikuliert oder Hörer auf Zeit, Werners Studenten kamen aus ganz Europa und sogar aus Übersee. Nicht wenige von ihnen blieben mit ihrem Lehrer in brieflicher Verbindung, und viele bedeutende Gelehrte der naturwissenschaftlichen Disziplinen, Diplomaten und Staatsmänner aus aller Welt suchten Werners Rat zu geologischen und mineralogischen Themen. 

Historischer BriefDiese Kontakte erstreckten sich oft über viele Jahre und über Kontinente hinweg. Von deutscher Seite am bekanntesten dürften unter den Schülern und Korrespondenten der Forschungsreisende Alexander von Humboldt (1769-1859) und der Dichter Novalis (1772-1801) sein; letzterer lernte in Freiberg auch seine Verlobte Julie von Charpentier (1778-1811) kennen, Tochter eines Freiberger Kollegen Werners. Unter Werners Briefpartnern finden sich viele internationale Kontakte wie die der beiden spanischstämmigen Brüder Juan José (1754-1796) und Fausto Elhuyar (1755-1833), deren Freiberger Studien bei Werner zum Aufbau moderner und effizienter bergmännischer Strukturen in ganz Mittel- und Südamerika dienten. Ebenfalls ein spanischer Hörer Werners und in Folge Korrespondenzpartner, der "Chevalier d'Onis" (1767-1827), machte nach seiner Freiberger Studienzeit auf diplomatischem Parkett Karriere und handelte mit dem amerikanischen Präsidenten John Quincy Adams (1767-1848) den Adams-Onis-Vertrag aus (1819), seit dem Florida zu den Vereinigten Staaten von Amerika gehört. Daneben finden sich in den Briefen auch Hinweise zu namhaften Besuchern Werners wie der in Europa berühmte Diplomat, Vasensammler und Vulkanologe Sir William Hamilton (1730-1803), der auf dem Weg von Neapel nach London Werner in Freiberg seine Aufwartung machte. „Schon jetzt ist zu erkennen, dass die Briefe Aufschluss über Werners einzigartige Stellung in der europäischen Gelehrtenrepublik geben können", erklärt Dr. Hildegard Wiegel vom IWTG, die das Projekt koordiniert. 

Die Briefe an Werner werden als Online-Edition publiziert und zugleich digital langzeitarchiviert. Die technische Betreuung hierfür übernimmt das „Trier Center for Digital Humanities“ an der Universität Trier, das als Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften gegründet  wurde und bereits eine Vielzahl ähnlicher Projekte in Europa realisiert hat. 

Weitere Informationen: https://tu-freiberg.de/fakult6/technikgeschichte-und-industriearchaeologie


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