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Was hat Halsbrücke mit der Tiefsee zu tun?

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Die Vorbereitungen am 8. Lichtloch des Rothschönberger Stollns in Halsbrücke © T

Wir alle kennen sie, die kleinen und großen Helfer im Alltag: Computer, Smartphones etc. Wichtige Bestandteile dieser Hightech-Produkte sind strategische Rohstoffe wie Platinmetalle, Elemente der Seltenen Erden, Germanium, Gallium oder Indium. Um die moderne Informations- und Wissensgesellschaft auch künftig mit ihnen versorgen zu können, müssen innovative Wege der Rohstoffgewinnung untersucht werden. Eine Möglichkeit ist die Förderung von Rohstoffen aus der Tiefsee. Die dafür benötigen Transportsysteme, erprobt das Institut für Bergbau- und Spezialtiefbau der TU Bergakademie Freiberg im Rahmen des europäischen Forschungsprojektes BLUE MINING, gefördert durch das EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizon 2020.

Anfang Mai begannen die Konstruktionsarbeiten auf dem 8. Lichtloch Konzept des Versuchsstandes am 8. Lichtloch des Rothschönberger Stollns in Halsbrücke © Toni Müller/TU Bergakademie Freiberg. Nach der Vorbereitung der Baustellenfläche im Vorfeld des Schachtes konnten die Wissenschaftler Mitte Juni mit ihrer Forschungsarbeit beginnen. An einem Großversuchsstand testen die Wissenschaftler gemeinsam mit dem niederländischen Schiffbauunternehmen IHC bisherige Forschungsergebnisse im realen Maßstab. Dafür wurde ein untertägiges Rohrleitungssystem installiert und an eine Pumpen- und Kontrollstation über Tage angeschlossen. In diesem geschlossenen Strömungskreislauf untersuchen die Bergbau-Experten im Laufe des Sommers verschiedene Strömungseffekte. 

„Ein erfolgreicher Versuchsablauf zeigt das Potential unserer Bergbauinfrastruktur am Standort Mittelsachsen sowohl für die Forschung als auch für moderne Nutzungsvarianten wie im Bereich der Geothermie oder dem Hochwasserschutz“, so Prof. Helmut Mischo, Professor für Rohstoffabbau und Spezialverfahren unter Tage an der TU Bergakademie Freiberg. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen direkt in die Weiterentwicklung vertikaler Transportsysteme für große Wassertiefen bis 6.000 Meter sowie für den konventionellen Bergbau ein. Ziel ist es, die auftretenden Effekte besser zu verstehen, um Kosten und Risiken für den Einsatz von Transportsystemen in der Tiefsee – auch im Hinblick auf die Umwelt – zu minimieren. Nach Ablauf der Testphase werden die mobilen Versuchsanlagen noch in diesem Jahr wieder zurückgebaut und das Areal in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt.

Der Schacht auf dem 8. Lichtloch des Rothschönberger Stollns bietet mit mehr als 130 Meter Teufe optimale Untersuchungsbedingungen. Seine senkrechte, ungebrochene Form ermöglicht eine lotrechte Installation der Rohrleitung für möglichst genaue Messergebnisse. Über den großen, freien Schachtquerschnitt und das installierte Fahrtentrum, der Zugang zum Untertagebetrieb über Fahrten (Leitern) und Bühnen, ist ein umfänglicher Forschungs- und Messbetrieb möglich.

Zum Tag der Schauanlagen am 2. Juli 2017 stellt die TU Bergakademie Freiberg ihr Projekt auf dem 8. Lichtloch des Rothschönberger Stollns in Halsbrücke vor.           

Die Tiefsee als Lagerstätte

Ob Manganknollen auf dem Grund des Pazifiks oder Massivsulphidlagerstätten am Mittelatlantischen Rücken – Die Tiefsee bietet viele verschiedene Lagerstättentypen an. Die meisten sind bisher unberührt. Ihre Mineralgehalte übertreffen aber oft die auf der Erdoberfläche. Mit der Entwicklung des Meeresbergbaus soll dieses Rohstoffpotential genutzt werden. 

Um die Umweltbelastungen so gering wie möglich zu halten, verfolgt die europäische Kommission für maritime Angelegenheiten im Rahmen ihrer langfristigen Strategie „Blaues Wachstum„ bei der Entwicklung des Meeresbergbaus neben der Lagerstättengeologie auch die Erforschung der Biosphären im MIDAS Projekt. Ziel ist es, genaue Kenntnisse über den Lebensraum Tiefsee zu erhalten. Mit diesem Wissen und den technischen Entwicklungen sollen mögliche Auswirkungen erkannt und vermieden werden. Auch Schutzzonen und klare Regeln für den Abbau in der Tiefsee durch die International Seabed Authority (UN Behörde, die Lizenzen vergibt) sollen den Umweltschutz am Meeresgrund sicherstellen.


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