
Entwickeln will die TU Bergakademie Freiberg ihre Ideen unter anderem im neu zu errichtenden European Research Institute for Space Resources (ERIS) und zwar möglichst als Großforschungszentrum in der Lausitz. Durch Beteiligung an der Ausschreibung des BMBF für ein Großforschungszentrum in den Kohlerevieren und Auswahl für die nächste Antragsphase soll die Idee Gestalt annehmen.
Lösungsansätze für gesellschaftlich relevante Herausforderungen auf der Erde entwickeln – das ist das Ziel des Projekts ERIS. „Wenn wir jetzt Technologien entwickeln, die den anspruchsvollen Bedingungen auf Mond und Mars gerecht werden, generieren wir auch innovative Lösungen für gegenwärtige Herausforderungen auf der Erde – insbesondere in Verbindung mit der nachhaltigen und ressourcenschonenden Versorgung der Menschen sowie neuartigen künstlich-intelligenten Produktionssystemen“, erläutert Antragsteller Prof. Carsten Drebenstedt die Bedeutung des Konzepts. Der Professor unterstreicht, dass die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der TU Bergakademie Freiberg ihre Kompetenzen gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft im geplanten Großforschungszentrum vom Spezialfall Erde auf andere Himmelskörper übertragen können. „Umgekehrt können Erkenntnisse aus der Weltraumforschung helfen, bestehende Herausforderungen auf der Erde zu lösen: von einer autarken Weltraumstation ohne Abfall und Emissionen zur Smart City auf der Erde.“
Lebensgrundlagen für künftige Generationen sichern
TU-Rektor Prof. Klaus-Dieter Barbknecht betont: „Die Sicherung der Rohstoffversorgung ist eine wichtige gesellschaftliche Herausforderung. Mit dem Vorhaben ERIS schlägt die TU Bergakademie Freiberg einen intelligenten Lösungsansatz vor und bekommt nun die Chance, das zukunftsorientierte Forschungsgebiet weiterzuentwickeln und deutlich auszubauen. Nicht zuletzt wird die Universität damit auch zur Entwicklung und wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit der Lausitz beitragen.“
Wird das Projekt nach der Antragsphase weiter gefördert, entstehen direkt 1.200 neue Arbeitsplätze. Die Strahlkraft die vom Großforschungszentrum ERIS erwartet wird geht außerdem weit darüber hinaus: Mit einer Strategie für Start-ups und Industrieansiedlungen möchte ERIS eine zentrale Säule für die Transformation der Lausitz von einer Kohle- zu einer Hochtechnologieregion werden, ohne einen Bruch in der vorhandenen Struktur. Kleine, Mittelständische und Großunternehmen der Region unterstützen das Vorhaben. Insgesamt sind es 23 Partner aus universitärer und außeruniversitärer Weltraumforschung, aus der Wirtschaft in der Lausitz und der Luft- und Raumfahrtindustrie sowie die Region selbst die das Konzept unterstützen.
BMBF fördert Konzeptentwicklung mit bis zu 500.000 Euro
Das BMBF empfahl insgesamt sechs Großforschungszentren der Initiative „Wissen schafft Perspektiven für die Region!“ für die nächste Förderphase. Die TU Bergakademie Freiberg ist mit der Antragsskizze zum European Research Institute for Space Resources in die nächste Runde gekommen. In den kommenden sechs Monaten erarbeitet das Projekt-Team nun ein ausführliches Konzept. Zwei der Konzepte werden am Ende in je einem neuen Großforschungszentrum in der Lausitz beziehungsweise in Mitteldeutschland umgesetzt. ERIS will gemeinsam mit Partnern aus der Wissenschaft und der Raumfahrt die wissenschaftlichen und technologischen Grundlagen für die Errichtung und den Betrieb von Weltraumstationen auf Mond und Mars erforschen. Die Idee für das Großforschungszentrum schafft interessante Perspektiven für Forschende und Studierende in allen Wissenschaftsbereichen der Universität, von Naturwissenschaften über Informatik, Maschinenbau sowie Energie- und Verfahrenstechnik bis zu den Werkstoff- und Wirtschaftswissenschaften.
Hintergrund: Zur Initiative ‚Wissen schafft Perspektiven für die Region!‘
In der sächsischen Lausitz und dem mitteldeutschen Revier werden in den nächsten Jahren zwei neue Großforschungszentren entstehen. Damit wird ein Beitrag zum Strukturwandel in den traditionellen Braunkohlerevieren geleistet. Den Regionen sollen durch die Großforschungszentren auch neue wirtschaftliche Perspektiven eröffnet werden. Für die Festlegung der inhaltlichen Ausrichtung führen das BMBF, der Freistaat Sachsen und das Land Sachsen-Anhalt derzeit den zweistufigen themenoffenen Wettbewerb „Wissen schafft Perspektiven für die Region!“ durch. Am 22. Juli hat die hochrangig besetzte Perspektivkommission aus den zirka 100 eingereichten Anträgen die sechs überzeugendsten ausgewählt und dem BMBF für die erste Förderphase empfohlen, in der die Konzepte zur Umsetzungsreife ausgearbeitet werden sollen. Danach findet erneut eine Überprüfung der Konzepte statt, bevor der eigentliche Aufbau von zwei Zentren beginnt.
Die in Förderphase I ausgearbeiteten Konzepte werden durch externe Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler begutachtet. Auf dieser Basis entscheiden Bund und das Sitzland über die Förderung der beiden besten Konzepte, die ab Sommer 2022 in die Aufbauphase starten. In dieser dreijährigen Aufbauphase werden die rechtliche Gründung und die anschließende institutionelle Förderung vorbereitet. Die Aufbauphase kann bei Bedarf um drei Jahre verlängert werden. Aus dem Strukturstärkungsgesetz stellt der Bund bis einschließlich 2038 je 1,25 Milliarden Euro pro Zentrum bereit.