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Erste digitale Edition der TU Bergakademie Freiberg geht online: Briefe an Abraham Gottlob Werner

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Kuegelgen-Portrait von Werner

Wernerstraße, Werner-Bau und die Werner-Büste unweit des Schloßplatzes: Abraham Gottlob Werner (1749- 1817) ist in Freiberg allgegenwärtig. Die mehr als vier Jahrzehnte, die er ab 1775 in Freiberg wirkte, haben aufgrund der hohen Bedeutung dieses Gelehrten ihre Spuren hinterlassen. Diese ist insbesondere seinen Vorlesungen zur Geologie und Mineralogie, die er dadurch maßgeblich als akademische Disziplinen mitbegründete, geschuldet. Zu Lebzeiten übte Werners Lehre eine große Anziehungskraft aus: zahlreiche Söhne von Aristokraten, Bergwerks- und Gutsbesitzern, Gelehrten, leitenden Beamten und Diplomaten kamen aus ganz Europa und Übersee, um die Bergakademie zu besuchen und vor allem, um bei Werner zu hören.

Nach ihrer Freiberger Zeit schreiben viele von ihnen ihrem verehrten Lehrer Werner und auch andere Briefpartner versuchten, nach persönlichen Begegnungen mit ihm die Verbindung zu halten beziehungsweise mit ihm durch Briefe in Kontakt zu treten. Möglich war dies, weil zu der Zeit, die für Deutschland nach dem zu Werner gleichaltrigen Goethe, Goethezeit genannt wird, Briefe eine kodifizierte Art der Kommunikation waren. Davon hat sich ein großer Teil, über 700 Schreiben an der Zahl, in der Universitätsbibliothek „Georg Agricola“ der TU Bergakademie Freiberg erhalten.

Unterstützt von der Bibliothek und dem Lehrstuhl für Mineralogie als lokalen Partnern, sind diese Briefe seit drei Jahren am Institut für Industriearchäologie, Wissenschafts- und Technikgeschichte (IWTG) Gegenstand des ersten Freiberger Editionsprojekts im Bereich der Digital Humanities, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird. Erarbeitet und herausgegeben wird diese Edition von der Wissenschaftshistorikerin Hildegard Wiegel unter der Leitung von Professor Helmuth Albrecht am IWTG. Hildegard  Wiegel, MA MSt DPhil FSA, beschäftigt sich seit ihrer Oxforder Studien- und Promotionszeit intensiv mit dieser Epoche der europäischen Geistesgeschichte sowie ihren Protagonisten und Akteuren anhand von Primärquellen, was sie als Post-Doc in Paris fortsetzte. Für die Freiberger Edition konnte eine Kooperation mit dem Trier Center for Digital Humanities (TCDH) etabliert werden, das in den vergangenen Jahrzehnten schon viele digitale Projekte wie die Online-Edition der Briefe August Wilhelm Schlegels (1767-1845) realisiert hat.

Gegründet auf dem bewährten Trierer Forschungsnetzwerk und Datenbanksystem (FuD) entwickelte namentlich Dr. Matthias Bremm vom TCDH eine Datenbank und Online-Plattform, die vom Hochschulrechenzentrum der TU Bergakademie Freiberg gehostet wird. Die digitale Werner-Edition geht nun als erste Betaversion online und nutzt einerseits Features der Schlegel-Edition nach und ist andererseits doch ganz individuell auf die Briefe an Werner zugeschnitten. In dem Kapitel „Über diese Ausgabe“ können weiterführende Informationen zu dieser Betaversion, zur Person Werner, seinem Nachlass und über das Projekt an sich aufgerufen werden. Des weitern werden die Richtlinien zur Transkription und der technisch-organisatorische Workflow dargelegt. User können nun erstmalig in den Briefen, die als hochauflösende Scans im Rahmen von „Sachsen.Digital“ zur Verfügung stehen und in die Datenbank eingespielt werden, navigieren und synoptisch die Transkriptionen aufrufen. Die Parallelansicht ist dabei als Volltext, im proprietären Format PDF und im Format der Extensible Markup Language (XML), einer Auszeichnungssprache zur Darstellung hierarchisch strukturierter Daten, möglich. Nicht nur können vollständige Metadaten abgerufen werden, sondern Register zu Orten und Personen erschließen auch den Inhalt der Schreiben und fremdsprachige Briefe werden ins Deutsche übersetzt; diese Übersetzungen können ebenfalls neben der Handschrift und der Transkription angesehen werden.

Korrespondenz mit John Hawkins als erster von sechs Bänden online

Einst waren die Briefe, die in Englisch, Französisch und Italienisch verfaßt wurden, in sechs Bänden gebunden. Am 28. Mai werden die Transkriptionen des ehemals sechsten Bands freigeschaltet, der die Briefe von Werners Schüler und Freund John Hawkins (1761-1841) enthielt, sowie weitere schriftlichen Zeugnisse derjenigen Korrespondenten, die von den britischen Inseln stammen. Diese sind, wie man erwarten würde, nicht alle in englischer Sprache verfaßt, sondern auch auf Deutsch und in der damaligen lingua franca, dem Französischen. Daneben sind etwa die Schreiben des wohl berühmtesten Werner-Schülers, Alexander von Humboldt (1769- 1859), und des Naturwissenschaftlers Georg Christoph Lichtenberg (1742- 1799) zu lesen; in dem Salon des Göttinger Professors sind sich Humboldt und Werner das erste Mal begegnet. Weitere Freischaltungen werden en bloc in den nächsten Wochen folgen. Wie bei der Betaversion einer Softwareentwicklung, in der die einzelnen Stadien mit immer neuer Funktionen weiter implementiert wurden, so ist bei der Betaversion einer digitalen Edition die Entwicklung bis zu ihrem Abschluß in ihrer Entstehung nachvollziehbar. Im Gegensatz zu einer konventionellen gedruckten wissenschaftlichen Publikation bieten somit die verschiedenen Versionen der Betaversion der scientific community einen spannenden Einblick in eine edition in the making.

Zur Werner-Edition


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